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Prof. Dr. Michael PiazoloProf. Dr. Michael Piazolo
25.06.2017

Piazolo: Kunst und Kultur stärker in frühkindliche Bildung integrieren

Parlamentarischer Abend „Arm, aber sexy – die Freie Künstlerszene in Bayern" war großer Erfolg

München. Ob Maler, Schauspieler oder Musiker: Für eine Gesellschaft im Wandel ist die Freie Szene im Kunst- und Kulturbereich äußerst bedeutsam. Doch die kreativen Impulsgeber stehen unter Druck: Unterfinanzierte Kulturetats, überholte Förderstrukturen und erheblich gestiegene Lebenshaltungskosten in den bayerischen Metropolen machen ihnen zu schaffen. Beim Parlamentarischen Abend der FREIEN WÄHLER „Arm, aber sexy – Freie Kunst- und Kulturszene in Bayern“ wurde darüber am Freitag im Bayerischen Landtag kontrovers diskutiert.

Prof. Dr. Michael Piazolo, Münchner Abgeordneter der FREIE WÄHLER Landtagsfraktion sowie Vorsitzender des Wissenschaftsausschusses im Bayerischen Landtag, stellte zum Auftakt die Frage, was genau die Freie Kunstszene in Bayern ausmache. Klaus von Gaffron, freischaffender Künstler vom Berufsverband Bildender Künstler, sagte dazu, die Freie Künstlerszene mache der Gesellschaft ein Angebot, sich mit ihrer Zeitepoche auseinanderzusetzen. Künstler gäben damit wichtige Antworten auf das Jetzt und die Zukunft. Die Politik müsse daher endlich begreifen, dass Bayern ein Kulturstaat sei und sich daraus eine finanzielle Verantwortung ergebe.

Auch Holger Dreissig vom Netzwerk Freie Szene München beklagte, der Freistaat werde seiner Verantwortung in der Kulturpolitik nicht gerecht. Viele Künstler schauten neidvoll in andere Bundesländer oder ins Ausland. Dort gebe es mehr Förderung für Freie Theater, mehr Räumlichkeiten, mehr Anerkennung. Die Kulturpolitik insbesondere in München sei geradezu verheerend. Viele gute Künstler ergriffen regelrecht die Flucht, weil sie anderswo bessere Arbeitsbedingungen vorfänden – dies müsse sich rasch ändern. Der Passauer Songwriter Topher Lack betonte die Bedeutung von Kunst und Musik für die Bildung. Persönlichkeiten wie Sokrates, Kant oder Günter Grass hätten allesamt wichtige gesellschaftliche Anstöße gegeben – zum Denken und auch zum Umdenken. Das erfordere jedoch Mut zum Experiment. Genau daran fehle es der heutigen Politik.

„Rock- und Popmusik müssen wir nicht fördern, diese Zielgruppe wählt uns ohnehin nicht.“ – Das scheine die Auffassung bestimmter politischer Kreise zu sein, monierte Bernd Schweinar vom Verband für Popkultur in Bayern. Dies dürfe jedoch nicht dazu führen, dass nur noch Brauchtum und volkstümliche Musik Förderung fänden, während Pop, Jazz und andere Musikgenres das Nachsehen hätten. Nur rund 12.000 Euro zu versteuerndes Einkommen nehme ein Freier Künstler im Durchschnitt pro Jahr ein. Schweinar forderte deshalb, die bayerische Kreativwirtschaft müsse vom Freistaat künftig angemessen gefördert werden.            

Immer wieder drehte sich die Diskussion um den permanenten Druck der Kreativen, Geld einzunehmen – und sei es nur, um beruflich zu überleben. Auch in Franken fehlten Strukturen, in denen sich Künstler wirklich frei bewegen können, so Selina Bock, freie Regisseurin aus Nürnberg. Die Fördergelder reichten für ein professionelles Arbeiten vorne und hinten nicht.

Alexander Wolfrum vom Verband der Münchner Kulturveranstalter kam auf das Motto des Abends – „Arm, aber sexy“ – zurück: Berlin begegne der freien Veranstalterszene wenigstens mit Wohlwollen, hier aber sehe man sich meist einer repressiven Haltung des Freistaats gegenüber. Während etwa die öffentliche Hand so laut sein dürfe wie gewünscht – siehe „Klassik am Odeonsplatz“ – müssten sich private Anbieter zahlreichen bürokratischen Hürden stellen. Wertschätzung fühle sich anders an. Julia Viechtl vertritt den Münchener Kultur- und Veranstaltungsverein FEIERWERK e. V. – und richtete einen Appell an die eigenen Reihen: Die Freie Szene müsse endlich bessere Lobbyarbeit verrichten und sich aktiv beim Landtag und der Staatsregierung Gehör verschaffen – Kritik allein genüge nicht, um sich aus der finanziellen Misere zu befreien.

Piazolo versprach abschließend, die Anregungen von Künstlern und Publikum aufzugreifen und als politische Initiativen in den Bayerischen Landtag einzubringen: „Dabei sollten wir neben den finanziellen Forderungen vor allem den Aspekt der Bildung in den Vordergrund stellen. Denn wer als Erwachsener Kunst zu schätzen weiß, ist daran oft bereits als Kind oder Jugendlicher herangeführt worden. Deshalb gilt es, Kunst und Kultur bereits in die frühkindliche Bildung zu integrieren. Wir FREIEN WÄHLER werden im Maximilianeum auch weiter ‚lästig‘ sein – und der Staatsregierung in Sachen Kulturförderung ordentlich Druck machen.“

Hinweis: Fotos unserer Veranstaltung vom vergangenen Freitag finden Sie <link http: bit.ly>HIER!


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