Pressemitteilungen
Florian StreiblFlorian Streibl
26.05.2023

Maiklausur: FREIE WÄHLER-Fraktion beschließt Resolution zum Schutz des Kulturguts „Sinneserbe“

Streibl appelliert an Bundesländer, sich der Initiative anzuschließen

München. Was früher selbstverständlich war, ist heute immer mehr Menschen ein Dorn im Auge: In den ländlichen Regionen Bayerns mehren sich Beschwerden und mitunter sogar Klagen wegen des Geläuts von Kuhglocken oder des Geruchs von Misthaufen und Hühnerställen. Bereits seit vergangenem Jahr setzt sich die FREIE WÄHLER Landtagsfraktion deshalb dafür ein, diese für das Landleben typischen und identitätsstiftenden Geräusche und Gerüche per Gesetz schützen zu lassen. Bei ihrer Maiklausur im Münchner Werksviertel haben die Abgeordneten diese Forderung nun erneuert – verbunden mit einer Resolution, die von zahlreichen Unterstützern der FREIE WÄHLER-Initiative mitunterzeichnet wurde.

„Zur Kultur und zum Selbstverständnis zahlreicher Regionen Deutschlands zählen ortstypische und identitätsstiftende Gerüche und Geräusche, die meist auf jahrhundertealte Traditionen und Gepflogenheiten zurückzuführen sind. Dieses kulturelle Erbe wollen wir bewahren und durch eine entsprechende Gesetzesänderung schützen lassen“, erklärt der Fraktionsvorsitzende Florian Streibl. Eine entsprechende Bundesratsinitiative habe der Freistaat bereits im vergangenen Jahr eingebracht – doch eine Entscheidung der Länderkammer stehe nach wie vor aus, bedauert Streibl.„Leider hat sich der Ausschuss für Agrarpolitik und Verbraucherschutz im Bundesrat noch nicht dazu durchringen können, unsere Initiative auf die Tagesordnung zu nehmen.“

Das sei auch deshalb bedauerlich, weil Länder wie Frankreich längst vormachten, wie das landestypische Sinneserbe geschützt werden könne. „Bei unseren französischen Nachbarn obliegt es den einzelnen Regionen, welche konkreten Geräusche und Gerüche geschützt werden, um den Besonderheiten vor Ort Rechnung zu tragen“, erklärt Streibl. Mittels Resolution fordert seine Fraktion die Bundesländer deshalb ein weiteres Mal auf, die FREIEN WÄHLER bei ihrem Vorstoß zu unterstützen. „Unsere Klausurgäste – darunter ein Landwirt, eine Geflügelzüchterin, eine Hobby-Hühnerhalterin und sogar eine Europaabgeordnete – tragen diese Resolution umfassend mit und haben sie sogar mitunterzeichnet. Ich appelliere deshalb an die übrigen Bundesländer, sich unserer Initiative anzuschließen.“

Rückenwind bekommt die Fraktion dabei unter anderem von Silvia Stengel, Initiatorin der Petition „Ortsübliche Emissionen des Landlebens als kulturelles Erbe schützen“. Sie betont: „Gerade auch die Hühnerhaltung in Privathaushalten sowie die Erhaltungszucht von Zier- und Rassegeflügel haben in Bayern eine lange Tradition. Das eine wie das andere trägt zur regionalen Versorgung mit hochwertigen Lebensmitteln bei und sorgt für den Erhalt alter Nutztierrassen.“ Hinzu komme, dass Erhaltungszuchten einen wichtigen Beitrag zu Biodiversität, Fortbestand von lebendigem Kulturgut und ehrenamtlicher Jugendarbeit leisteten. Es sei deshalb umso bedauerlicher, „dass es auch hier immer wieder zu Beschwerden von Anwohnern kommt, die sich vom ‚Geschrei‘ des Hahns gestört fühlen“, so Stengel.

Das sieht auch Hannelore Hellenthal vom Bund Deutscher Rassegeflügelzüchter e.V. so: „Die Tradition der Geflügelzucht zu bewahren kann nur gelingen, wenn der Zucht mehr Wertschätzung und Anerkennung entgegengebracht wird.“ Gerade Hobbyzüchterinnen und Hobbyzüchter spielten bei den Erhaltungszuchten eine wichtige Rolle. Deshalb müssten sie vor Widerständen innerhalb der Dorfgemeinschaft geschützt werden. „Ich kenne Züchter, die frustriert und enttäuscht aufgeben, weil sich die Nachbarn am Gegacker der Gänse oder dem Gegurre der Tauben stören. Das ist schade – für die Tiere, aber auch für die wunderbare Tradition der Geflügelzucht.“ Alle zwei Wochen sterbe weltweit eine Nutztierrasse aus. „Das heißt: eine an Klima und Standort angepasste Rasse, ein genetisches Erbe und Kulturgut zugleich, verschwinden. Unsere Züchter erhalten mit ihrer wertvollen ehrenamtlichen Arbeit nicht nur Vielfalt und sichern altes Kulturgut, sondern sie leben auch praktischen Tierschutz“, betont Hellenthal.

Siegfried Jäger, Bezirkspräsident des Bayerischen Bauernverbands Niederbayern, der Präsident Ralf Huber vertrat, ergänzt: „Die Gesellschaft fordert gerade von uns viehhaltenden Landwirten, Weidehaltung zu betreiben und offene Ställe zu bauen. Doch der Konflikt ist häufig vorprogrammiert, wenn der Viehtrieb die Straße verschmutzt oder Geräuschentwicklungen durch offene Ställe intensiver werden. Aber auch die Tradition ist gefährdet, wenn Menschen, die aus der Stadt aufs Land ziehen, etwa das Maibaumaufstellen als Lärmbelästigung empfinden – wie jüngst geschehen. Deshalb unterstütze ich die Initiative der FREIE WÄHLER-Fraktion und hoffe, dass dadurch das Landleben auch in Zukunft seine schönen und vielseitigen Facetten behält. Und im Übrigen gilt: Wen es stört, was bei uns auf dem Dorf passiert, der kann ja ohne Weiteres in die Stadt ziehen.“

Ulrike Müller, FREIE WÄHLER-Europaabgeordnete und agrarpolitische Sprecherin der drittgrößten Fraktion im Europaparlament, sagt: „Was bleibt hängen, wenn wir aus unseren Urlauben heimkehren? Es ist der Duft von Lavendel, von Meerwasser oder fangfrischem Fisch. All diese Sinneseindrücke verbinden wir mit bestimmten Regionen und bestimmten Ländern und sie alle hinterlassen bei uns positive Emotionen.“ Diese Pfründe müsse sich der Freistaat – auch mit Blick auf den Tourismus – viel stärker zunutze machen. Die bayerische Landwirtschaft und die von ihr geformte Kulturlandschaft seien in der Bundesrepublik echte Alleinstellungsmerkmale. „Wer an Bayern denkt, hat Bilder von Heuhaufen, von krähenden Hähnen auf Misthaufen und von Kirchtürmen mit Zwiebeldach im Kopf. Unser Ziel muss sein, dass die dazugehörenden Geräusche und Gerüche genauso als Teil bayerischer Identität wahrgenommen werden – damit der Tourismusstandort Bayern noch mehr Profil gewinnt und für unsere ländlichen Räume mehr Wertschöpfung generiert werden kann.“

Hinweis: Die erwähnte Resolution finden Sie HIER.


Archiv