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Alexander HoldAlexander Hold
Kerstin RadlerKerstin Radler
04.08.2023

BR will Bayern 2-Programm reformieren: FREIE WÄHLER-Fraktion sieht Ansehen des Kulturprogramms bedroht

Hold: Geplante Umstrukturierungen verfehlen Reformauftrag gleich doppelt

Alexander Hold, Mitglied in Rundfunkrat  sowie Vorstandsmitglied der FREIE WÄHLER Landtagsfraktion, sowie Kerstin Radler, stellvertretende Fraktionsvorsitzende und kulturpolitische Sprecherin, zum heutigen Artikel „Bayerischer Rundfunk: Erst Hüftgelenke, dann Hochkultur“ in der Süddeutschen Zeitung:

Hold:

„Es ist zunächst einmal zu begrüßen, dass sich der Bayerische Rundfunk die dringend notwendige Verjüngungskur verpassen und sich dabei insgesamt crossmedialer aufstellen will. Nur wenn der BR strukturelle Reformen ernsthaft anstößt, kann er seine Zukunftsfähigkeit sichern. Allein: Ausgerechnet bei der Kulturwelle Bayern 2 anzusetzen und dort die Kultur künftig überwiegend in allgemeinen Sendeformaten zu verstecken, ist ein denkbar ungünstiger Ansatz. Ein Programm, das der Kultur keine eigenen Sendeplätze mehr einräumt, sondern diese in Morgenmagazinen und anderen Formaten zwischen Verbrauchertipps und Sportnews platziert, wird dem Sendeauftrag nicht gerecht. Wenn es im Medienstaatsvertrag heißt, ‚die öffentlich-rechtlichen Angebote haben der Kultur, Bildung, Information und Beratung zu dienen‘, dann ist damit nicht gemeint, dass diese wie in einem Gemischtwarenladen beliebig angeboten werden.

Die geplante Streichung von mehr als sieben Stunden Kulturprogramm pro Woche ist zudem ein fatales Signal an die gesamte Kulturszene. Statt sehr gut etablierte Formate wie ‚Diwan‘ oder die ‚Kulturwelt‘ aufzuweichen beziehungsweise ganz dem nebulösen Ziel nach ‚mehr Generationengerechtigkeit‘ zu opfern, sollte der BR das hohe Ansehen von Bayern 2 durch eine erkennbare Platzierung seiner Kulturangebote zu erhalten suchen. Wenn von Senderseite dann noch zu hören ist, dass durch die Programmumstrukturierung keine Einsparungen geplant sind, dann wird der Reformauftrag doppelt verfehlt: Ziel muss es sein, die Programmqualität mindestens zu erhalten und durch Reformen vor allem in Punkto Effizienz, Struktur, Zusammenarbeit innerhalb der ARD, Verwaltung und Technik die dringend notwendigen Einsparungen zu erreichen.“

Radler:

„Die Reform des Rundfunks ist überfällig, das steht außer Frage. Dass aber ausgerechnet die Kultur einem regelrechten Kahlschlag zum Opfer fällt, ist für mich unbegreiflich. Die Kultursendungen, die jetzt gestrichen werden sollen, sind elementarer Bestandteil des Bildungsauftrags des Bayerischen Rundfunks. Schon heute besteht beim ÖRR ein großes Missverhältnis bei der Verteilung der zur Verfügung stehenden Mittel: Während Sportgroßveranstaltungen für teuer Geld eingekauft werden, fristet die Kultursparte über Sender und Programme hinweg ein Nischendasein. Bayern 2 war bislang die angenehme Ausnahme. Dass sich die Intendanz nun  einem vermeintlich geänderten Hörergeschmack beugt, ist ein Schlag ins Gesicht der verantwortlichen Kulturredakteure und -redakteurinnen und steht dem Ziel der Programmvielfalt diametral gegenüber. Gerade als kulturpolitische Sprecherin liegt mir eine umfassende, niedrigschwellige und vielfältige Kulturvermittlung am Herzen. Deshalb appelliere ich an den Bayerischen Rundfunk, seine Reformpläne zu überdenken und die seit Tagen anhaltende Kritik ernst zu nehmen.“


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