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Wie können wir Landwirte und Direktvermarkter im Freistaat besser unterstützen und überflüssige Regelungen und Vorgaben reduzieren? Was sollten wir tun, damit sich die Ab-Hof-Vermarktung für Landwirte zu einem noch stärkeren finanziellen Standbein entwickelt? Über diese und weitere Fragen haben die FREIEN WÄHLER bei ihrem Parlamentarischen Abend „Direktvermarktung: Regionale Produkte – Wunsch des Verbrauchers muss Chance für Bayerns Bauern werden!“ im Bayerischen Landtag diskutiert.
10.06.2018

Parlamentarischer Abend "Direktvermarktung" stieß auf großes Interesse

Kraus: Regionale Nahrungsmittelversorgung stärken – bürokratische Hürden abbauen

München. „Direktvermarktung regionaler Produkte“ – dieser Parlamentarische AbendderFREIEN WÄHLER lockte am Freitag über 200 Gäste in den Bayerischen Landtag. Die drei Landtagsabgeordneten der FREIEN WÄHLER Hubert Aiwanger, der agrarpolitische Sprecher Dr. Leopold Herz und Nikolaus Kraus, alle selbst Landwirte, unterstrichen mit der Veranstaltung ihre Forderung, die Direktvermarktung in Bayern zu stärken.
 
Der Fraktionsvorsitzende Hubert Aiwanger sagte zum Auftakt, die FREIEN WÄHLER machten sich im Maximilianeum für bäuerliche Familienbetriebe besonders stark. „Der Erhalt unserer Bauernhöfe ist ein Lebensthema, das uns alle berührt – als Landwirte und als Verbraucher gleichermaßen.“ Immer mehr Menschen wollten ihre Waren nicht mehr aus anonymen Agrarfabriken, sondern per Einkauf ab Hof vor Ort beziehen. Bundes- und Staatsregierung unternähmen jedoch nichts gegen die wachsende Bürokratie, die vielen Bauern das Leben schwer mache. „Wir wollen Wege finden, dem Prinzip ‚Wachsen oder Weichen‘ etwas entgegenzusetzen. Bäuerliche Familienbetriebe dürfen nicht länger die harte Arbeit verrichten und der Lebensmittelhandel letztlich den Reibach machen. Wir kämpfen dafür, dass bayerische Erzeuger wieder eine höhere Wertschöpfung aus ihren Produkten ziehen“, so Aiwanger.
 
Thomas Börkey-Biermann, Geschäftsführer des Bio-Großhandelsunternehmens Ökoring Handels GmbH, forderte mehr Bildungsarbeit: Wie funktionieren ein Bauernhof und ein Agrargroßbetrieb? – Das müsse bereits den Jüngsten in Kita und Grundschule vermittelt und regional produzierte Waren im Einzelhandel besser gekennzeichnet werden. Direktvermarktung sei über Jahrhunderte der Normalfall gewesen, erinnerte Rüdiger Obermaier, Landwirtschaftsoberrat am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Holzkirchen. Bewusstes und kritisches Einkaufen sowie die Bereitschaft, für gute Lebensmittel angemessene Preise zu zahlen, müssten dem Verbraucher neu vermittelt werden.
 
Die Wertschätzung der Menschen für regional erzeugte und vermarktete Produkte kehre langsam in die Gesellschaft zurück. Das zeigten die zahlreichen Stammkunden seines Unternehmens – darunter mehrere Schulen und Kindergärten, so Markus Lanzl, Direktvermarkter eines Frischmilchhofs. Sein Unternehmen liefert Milch bis zu zweimal pro Woche direkt vor die Haustür. Lanzl hat jedoch auch schon auf die Versorgung von Bildungseinrichtungen verzichtet, weil die daran geknüpften bürokratischen Auflagen zu hoch gewesen seien. Angelika Prem, Kräuterpädagogin und Betreiberin des Bauernhof-Cafés Hennererhof, warb für ihre Wildkräuterführung und das persönliche Erleben von Essen und Natur: Ein Rote-Bete-Carpaccio wirke nun einmal schmackhafter als der Anblick der roten Rübe allein – wer das beherzige, werde in der dienstleistungsnahen Agrarwirtschaft deutlich erfolgreicher sein.
 
Annemarie Lampl, 1. Vorsitzende des Landesausschusses Einkaufen auf dem Bauernhof in Bayern, betonte die Bedeutung ihres Onlineshops: Über die Homepage könne sie immer wieder neue Verbraucher anlocken, auch Mund-zu-Mund-Propaganda helfe sehr. Wer als regionaler Direktvermarkter erfolgreich sein wolle, müsse allerdings einen langen Atem haben. Lampl legt Wert auf die Hochwertigkeit ihrer Ware. Dafür seien viele Verbraucher gerne bereit, mehr Geld zu zahlen. Sie wünsche sich jedoch mehr Anerkennung für die Leistung direkt vermarktender Landwirte.
 
In seinem Betrieb spiele das Internet kaum eine Rolle, da er vor allem an Groß- und Lebensmitteleinzelhandel liefere, sagte der Biolandwirt und regionale Kartoffelabpacker Andreas Hatzl. Dank Vertrauenskasse sei sein Kartoffelladen dennoch rund um die Uhr, 365 Tage im Jahr, geöffnet. Bayern habe es nicht nötig, in Märkte wie Russland oder China zu exportieren, so Hatzls Plädoyer. Stattdessen solle die Politik Direktvermarktung kraftvoller fördern.
 
„Bauern unterliegen strengen Aufzeichnungspflichten und müssen für jedes Lebensmittel präzise Nährwerte angeben – das schreckt viele ab“, stellte der verbraucherschutzpolitische Fraktionssprecher Nikolaus Kraus in seinem Schlusswort fest. Am Abbau solcher bürokratischer Hürden müsse die Landespolitik dringend arbeiten. Sämtliche Skandale der letzten Zeit seien schließlich von großen Konzernen verursacht worden – auch deshalb begeisterten sich die Menschen wieder stärker für regionale Erzeugnisse. „Hinter jedem Direktvermarkter steht ein Gesicht – ein Mensch, der mit seinem guten Namen für die Qualität seiner Produkte einsteht. Das muss weiter Schule machen! Deshalb wollen wir FREIEN WÄHLER die Interessen der Direktvermarktung weiter engagiert vertreten – und zwar unabhängig davon, ob für Bio-Bauer oder konventionellen Betrieb. Beide haben ihre Daseinsberechtigung.“


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