Piazolo: „Gasteig-Reloaded“ bringt Kulturstadt München nicht voran
Parlamentarischer Abend der FREIEN WÄHLER „Ein neuer Konzertsaal für München“
München. Gleich zum Jahresauftakt 2015 erhitzte diese Meldung die Gemüter: Ministerpräsident Seehofer und Münchens Oberbürgermeister Reiter hatten einen umständlichen, teuren und mehrere Jahre andauernden Umbau des Kulturzentrums am Gasteig beschlossen – eine einsame Entscheidung, die bei vielen Musikern, Akustikexperten und Bürgern noch immer auf scharfen Widerspruch stößt. Die FREIE WÄHLER Landtagsfraktion spricht sich stattdessen für den Bau eines neuen Konzertsaals aus. Anders sei Münchens Ruf als Kulturmetropole von Weltrang gar nicht zu halten, so Prof. Dr. Michael Piazolo vor rund 280 Gästen beim Parlamentarischen Abend „Ein neuer Konzertsaal für München“ am Freitagabend im Maximilianeum.
Zum Thema des Abends passend wurden die Gäste mit einer musikalisch hochwertigen Darbietung des Streichquartetts „München Klang e.V.“ eingestimmt. Allerdings fehlte dem Stück der Schlussakkord. Gastgeber Piazolo, Münchner Abgeordneter und Vorsitzender des Landtagskunstausschusses, erläuterte dieses musikalische Statement: „Auch in der politischen Debatte um den Konzertsaal fehlt noch der Schlussakkord, denn wir brauchen einen neuen Konzertsaal für München. Seehofer und Reiter sind mit ihrer Entscheidung definitiv auf dem Holzweg.“ Den FREIEN WÄHLERN gehe es nicht nur um eine bestmögliche Lösung für München – sondern darüber hinaus auch für ganz Bayern.
Die Akustik am Gasteig sei besser als ihr Ruf, so Prof. Karlheinz Müller. Würden die Säle allerdings wie geplant umgebaut, so passe die Akustik nicht mehr zum dort üblicherweise gespielten Musikrepertoire, gab der renommierte Akustikexperte zu bedenken. Valentina Babor, Pianistin und Co-Initiatorin der Onlinepetition „Errichtung eines neuen Konzert- und Kulturzentrums in München“, plädierte ebenfalls für einen neuen Konzertsaal – aus der Erfahrung zahlreicher eigener Auftritte am Gasteig heraus. Babor brachte die Gründung einer Aktiengesellschaft ins Gespräch, die zur Finanzierung des neuen Konzertsaals beitragen könne.
Von einem „akustischen Loch“ im Konzertsaal des Gasteigs sprach Nikolaus Pont, Manager des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks. Abhängig von der Position des jeweiligen Sitzplatzes seien beispielsweise manche Klavieranschläge kaum wahrnehmbar. Abgesehen davon genügten die Platzangebote am Gasteig nicht, während das Interesse der Menschen an neuen Abonnements immens sei – jedoch bei Weitem nicht befriedigt werden könne.
Alexander Wolfrum, 1. Vorstand des Verbands der Münchner Kulturveranstalter, übte scharfe Kritik an den bestehenden Umbauplänen: Damit werde den Künstlern auf vier bis sechs Jahre ihre Wirkungsstätte genommen, dies sei inakzeptabel. Auch logistische Probleme wie der komplizierte Abtransport von Kisten mit Technik und Instrumenten verteuerten die Ticketpreise erheblich. Auch deshalb wünschten sich die Kulturveranstalter einen neuen Konzertsaal.
„Es muss ein Kultur- und Konzerthaus für Bayern werden“, ergänzte Rechtsanwalt Hans Robert Röthel. Ein erstklassiges Konzerthaus werde München künftig auch Zulauf aus vielen weiteren Regionen Deutschlands bringen. Erfahrungen mit einem neuen Konzerthaus in Luzern hätten diesen immensen Werbeeffekt in der Schweiz längst nachgewiesen, erklärte der stellvertretende Vorsitzende des Konzertsaal München e.V.
Die Wünsche für den neuen Standort des Konzertsaals gingen unterdessen weit auseinander: Zentrumsnah solle er gelegen sein. Realistisch seien Areale, die dem Freistaat bereits gehörten. Es lägen schon viele interessante Vorschläge auf dem Tisch – sei es ein Bau am Isarufer, im Hofgarten, auf dem Schlachthofgelände oder im Finanzgarten. Alle Podiumsteilnehmer waren sich jedoch mit dem Publikum darin einig, dass ein neuer Konzertsaal eine Jahrhundertchance biete – sowohl in künstlerischer wie auch in städteplanerischer Hinsicht.
„Ein bloßer ‚Gasteig reloaded‘, wie ihn Seehofer und Reiter planen, bringt München nicht voran“, betonte Piazolo zum Abschluss: „Vergessen wir nicht, dass in Artikel 3 unserer Verfassung steht: ‚Bayern ist ein Kulturstaat‘. Das wollen wir ernst nehmen und die Debatte um den Neubau eines Konzertsaals für München weiter voranbringen.“